Data Breaches & Privacy Violations Across Europe: Ein Weckruf für Cybersicherheit und Governance
In den vergangenen Monaten haben mehrere Datenschutzverstöße in Europa gezeigt, wie gravierend die Folgen mangelnder Cybersicherheit und unzureichender Governance sein können. Die betroffenen Organisationen reichen von internationalen Unternehmen bis hin zu öffentlichen Einrichtungen. Die Verstöße betreffen sensible Daten wie Gesundheitsinformationen, biometrische Merkmale und personenbezogene Daten. Die Reaktionen der Datenschutzbehörden waren deutlich – mit teils hohen Bußgeldern und klaren Forderungen nach Verbesserungen.
Ein besonders aufsehenerregender Fall war der Cyberangriff auf 23andMe im Vereinigten Königreich. Dabei wurden die Daten von rund 150.000 Nutzern kompromittiert. Die Plattform hatte keine Multi-Faktor-Authentifizierung implementiert, nutzte schwache Passwortrichtlinien und informierte die Betroffenen erst verspätet. Die britische Datenschutzbehörde verhängte eine Geldstrafe von 2,74 Millionen Euro.
In Irland wurde die Stadt Dublin Opfer eines Malware-Angriffs, bei dem die Daten von etwa 13.000 Antragstellern für Studienbeihilfen betroffen waren. Die Stadt versäumte es, die Betroffenen rechtzeitig zu informieren und verzichtete auf direkte Kommunikation. Die Folge war eine Geldstrafe von 125.000 Euro.
Ein weiterer schwerwiegender Fall ereignete sich in Finnland. Eine Online-Apotheke in Turku hatte gesundheitsbezogene Daten über Tracking-Tools wie Pixel und Cookies an Meta und Google weitergegeben – ohne gültige Einwilligung der Nutzer. Die finnische Datenschutzbehörde bewertete dies als besonders gravierend und verhängte eine Strafe von 1,1 Millionen Euro.
Auch das irische Sozialministerium geriet ins Visier der Datenschutzbehörde. Es setzte Gesichtserkennungstechnologie im Rahmen öffentlicher Dienstkarten ein, ohne eine vollständige Datenschutz-Folgenabschätzung (DPIA) durchzuführen. Die Behörde sah hierin einen klaren Verstoß gegen die DSGVO und verhängte eine Strafe von 550.000 Euro.
In Spanien wurde ein Telekommunikationsanbieter sanktioniert, weil er trotz Eintragungen in die Robinsonliste weiterhin unerwünschte Marketinganrufe tätigte. Die fehlende rechtliche Grundlage und Einwilligung führten zu einer Strafe von 70.000 Euro.
Diese Fälle zeigen deutlich, wie schnell Datenschutzlücken zu erheblichen finanziellen und reputativen Schäden führen können. Die DSGVO ist kein zahnloser Tiger – sie wird aktiv durchgesetzt, und Verstöße werden konsequent sanktioniert.
Organisationen müssen sicherstellen, dass ihre IT-Infrastruktur aktuellen Sicherheitsstandards entspricht. Dazu gehören starke Passwortrichtlinien, regelmäßige Penetrationstests, Verschlüsselung und vor allem die Implementierung von Multi-Faktor-Authentifizierung. Technische und organisatorische Maßnahmen (TOMs) sind essenziell, um Daten wirksam zu schützen.
Die DSGVO schreibt vor, dass Datenschutzverletzungen innerhalb von 72 Stunden gemeldet werden müssen. Eine verspätete Meldung kann nicht nur zu höheren Bußgeldern führen, sondern auch das Vertrauen der Betroffenen nachhaltig beschädigen. Eine zeitnahe und transparente Kommunikation ist daher unerlässlich.
Bei der Verarbeitung besonders sensibler Daten – etwa biometrischer oder gesundheitsbezogener Informationen – ist eine Datenschutz-Folgenabschätzung zwingend erforderlich. Sie hilft, Risiken frühzeitig zu erkennen und geeignete Schutzmaßnahmen zu definieren. Eine robuste DPIA ist nicht nur ein formaler Schritt, sondern ein zentrales Instrument der Risikominimierung.
Die Einbindung von Drittanbietertools wie Google Analytics oder Meta Pixel in gesundheitsbezogene Webseiten ist hochriskant. Ohne explizite Einwilligung der Nutzer und transparente Information über die Datenverarbeitung drohen empfindliche Strafen. Gerade im Gesundheitsbereich ist besondere Vorsicht geboten.
Die Robinsonliste ist ein klares Signal: „Ich möchte keine Werbung.“ Unternehmen, die diese Liste ignorieren oder keine gültige Einwilligung einholen, handeln rechtswidrig. Die DSGVO verlangt eine klare, freiwillige und informierte Zustimmung. Respekt vor Opt-out-Listen und gültige Einwilligungen im Marketing sind daher unerlässlich.
Datenschutz ist nicht nur eine rechtliche Pflicht, sondern ein zentraler Bestandteil moderner Unternehmensführung. Gute Governance bedeutet, Datenschutz und Informationssicherheit als strategische Themen zu begreifen – nicht als lästige Pflicht. Transparenz schafft Vertrauen. Organisationen, die offen mit Datenschutz umgehen, klare Informationen bereitstellen und bei Vorfällen transparent kommunizieren, gewinnen das Vertrauen ihrer Kunden und Stakeholder.
Mitarbeitende sind oft das schwächste Glied in der Sicherheitskette. Regelmäßige Schulungen zu Datenschutz, Phishing-Prävention und sicherem Umgang mit Daten sind unerlässlich. Datenschutz muss in der Unternehmenskultur verankert sein.
„Privacy by Design“ und „Privacy by Default“ sind nicht nur Schlagworte, sondern Prinzipien, die von Anfang an in technische Systeme und Prozesse integriert werden müssen. Datenschutz darf nicht nachträglich ergänzt, sondern muss von Beginn an mitgedacht werden.
Die genannten Fälle sind keine Einzelfälle, sondern Symptome eines tieferliegenden Problems: mangelnde Priorisierung von Datenschutz und Cybersicherheit. Die DSGVO bietet klare Leitlinien – doch sie entfaltet ihre Wirkung nur, wenn Organisationen sie ernst nehmen und aktiv umsetzen.
Ob Gesundheitsdaten, biometrische Merkmale oder Werbeeinwilligungen: Datenschutz ist nicht optional. Wer Governance vernachlässigt, riskiert nicht nur Bußgelder, sondern auch das Vertrauen seiner Kunden und die Integrität seiner Marke.






